Interview mit HeroBox (Finalist 2020)
Wiederverwendbare Boxen – das ist die Antwort der beiden Gründer*innen von HeroBox auf die Plastikverschwendung bei Lieferungen. Im Interview mit uns erklären die beiden wie sie auf ihre Idee gekommen […]
Wiederverwendbare Boxen – das ist die Antwort der beiden Gründer*innen von HeroBox auf die Plastikverschwendung bei Lieferungen. Im Interview mit uns erklären die beiden wie sie auf ihre Idee gekommen sind, wer ihre Role-Models sind und wie wir alle etwas gegen den Plastikmüll unternehmen können.
Ihr Optimismus ist höchstansteckend!
Wie kam euch die Idee und was macht ihr genau?
In einem Satz zusammengefasst ermöglicht es HeroBox, Take-away Essen in Zukunft endlich ohne Einwegplastikmüll und schlechtes Gewissen zu genießen.
Uns wurde nicht zuletzt während des Covid-19 Lockdowns wieder vor Augen geführt, dass die Entscheidung, Essen aus unseren Lieblingsrestaurants mitzunehmen, aktuell leider auch eine aktive Entscheidung dafür ist, Plastikmüll zu verursachen. Genau bei dieser Problematik setzt HeroBox an:
Wir bauen derzeit ein Netzwerk von Restaurantpartnern in ganz Wien auf, und stellen ihnen unsere HeroBoxen, das sind hundertfach wiederverwendbare Mehrwegboxen, zur Verfügung. Sobald bei diesen Restaurants nun Take-away bestellt wird, wird es künftig in eine HeroBox gefüllt. Der/die Kund*in kann dann das Essen auswärts genießen und bringt die HeroBox danach einfach zu einem beliebigen Partnerrestaurant zurück. Dieses Restaurant wäscht die HeroBox, prüft die Qualität und kann sie anschließend wieder an den nächsten Gast weitergeben.
Das bietet gleich mehrere Vorteile für alle Beteiligten: Für Konsumenten sind wir absolut kostenlos und die erste skalierbare und in der täglichen Verwendung bequeme Möglichkeit, schädlichen Einwegmüll zu vermeiden. Darüber hinaus spart HeroBox auch den Restaurants bares Geld, da wir kosteneffizienter arbeiten können als die Hersteller der dominanten Einweglösungen.
Wir sind sehr beeindruckt von der Zahl an positiven Rückmeldungen sowohl von Restaurant- als auch Kundenseite, was uns zeigt, dass das Timing für unsere Lösung stimmt. SIA bietet eine sehr gute Plattform, um unsere HeroBox erfolgreich auf den Markt zu bringen.
Wer sind eure Role Models?
Im direkten Wiener Umfeld ist myCoffeeCup definitiv ein Role Model. Sie waren die ersten, die im Getränkesektor eine flächendeckende nachhaltige Lösung etablieren konnten und ihr Erfolg zeigt, dass Nachhaltigkeit im heutigen Konsumverhalten eine wichtige Rolle spielt.
Im Food-Segment gibt es auf internationaler Ebene mehrere Spieler, die in den letzten Monaten speziell in amerikanischen Großstädten Lösungen für plastikfreies Lieferessen auf den Markt gebracht haben, was uns darin bestärkt, dass der Markt reif für unsere Lösung ist.
Was bereitet euch im Moment schlaflose Nächte?
Unsere Idee basiert stark auf Netzwerkeffekten – sprich, der Nutzen für alle Beteiligten (Restaurants und Endkunden) steigt, je mehr Partnerbetriebe unsere HeroBox verwenden. Die Ausweitung unseres Netzwerks ist sicherlich das, was uns derzeit am meisten beschäftigt, da wir gerne eine flächendeckende Lösung für die Plastikproblematik bieten wollen. Die positiven initialen Rückmeldungen, die wir erhalten, stimmen uns allerdings optimistisch, diesen wichtigen Schritt bald zu schaffen.
Wie verschafft ihr euch Ausgleich?
Wir sind beide sehr naturverbundene und abenteuerlustige Menschen. Aktuell nutzen wir die langen Sonnenstunden und das gute Wetter, um nach längeren Arbeitstagen noch Abkühlung an der Alten Donau zu finden, oder am Wochenende eine Wanderung in der steirischen und oberösterreichischen Heimat zu unternehmen. Für Diskussionsstoff sorgt allerdings öfter, ob das klassische Laufen oder doch Radfahren das sportlichere Fortbewegungsmittel der Wahl darstellt.
Welchen Impact hat euer Projekt auf euer Umfeld?
Wir sind stolz darauf, ein Umdenken in Bezug auf Plastikverbrauch, -verschmutzung und -abfall angestoßen zu haben – sowohl in der Gastronomie als auch in unserem Freundes- und Familienkreis. Es ist jedes Mal schön zu sehen, wenn zu einer kleinen (Corona-sicheren) Feier wiederverwendbare Flaschen und unverpacktes Essen mitgebracht wird. Wir hoffen, dass die HeroBox dieses Umdenken bei immer mehr Leuten anregt, und die Mehrweg-Revolution in Wien in der Gastronomie mit HeroBox startet. Wir hoffen ihr seid alle bald Teil davon!
Wieso liegt euch das Thema Plastik am Herzen?
Ganz einfach: direkt vor unserer Nase werden jeden Tag Tonnen von Einweg-Plastik, (Soft-drink-flaschen, Toiletteartikel, Sackerl,..) produziert, konsumiert und weggeworfen. An dieser Stelle soll bitte jeder einfach an den letzten Supermarkteinkauf denken – erschreckend, dass kaum etwas nicht in Einwegplastik verpackt ist, oder? Aber was nicht direkt vor unserer Nase ist, sind die wachsenden Plastikmüllberge weltweit. Diese steigende Verschmutzung ist – wie viele andere Katastrophen auf der Welt – ein soziales, umwelttechnisches, geopolitisches und wirtschaftliches Problem. Doch anders als bei anderen Katastrophen kann man hier direkt einen positiven Einfluss haben, und zwar jeder von uns! Wir haben es in der Hand uns für die unverpackte Zucchini, die Blockseife oder eben die HeroBox zu entscheiden. Und wir glauben, dass in Zukunft viele Leute das Richtige in die Hand nehmen.
Warum ist Plastik, eurer Meinung nach, nach wie vor so allgegenwärtig?
Es ist vielfach einsetzbar, es ist überall zu erhalten, und es ist billig. Letzteres muss man allerdings ein bisschen differenzierter betrachten: Billig ist es nur in der kurzen Frist, wenn man schnell eine Falsche Shampoo oder so kauft. Aber in der langen Frist wird uns diese leichtfertige Verwendung von Plastik einholen, und teuer zu stehen kommen (umwelttechnisch, sozial, geopolitisch und wirtschaftlich).
Wir glauben auch, dass es für viele Betriebe schwierig ist, auf Mehrwegvarianten umzusteigen, da Langzeitlieferverträge nicht einfach zu ändern sind, oder Kunden auf die vermeintliche Hygiene von Plastikverpackungen bestehen. Hier wollen wir einhaken, und unseren Partnerrestaurants mit der HeroBox unter die Arme greifen, indem wir ihnen einen wirtschaftlichen Grund geben, auf Einweg-plastik zu verzichten.