Interview mit Men in Care and Education (Finalist 2020)
„Study your dream, not your gender“ – das ist das Motto der Gründer*innen von Men in Care and Education. Sie setzen sich mit ihren Workshops dafür ein, dass mit der […]
„Study your dream, not your gender“ – das ist das Motto der Gründer*innen von Men in Care and Education. Sie setzen sich mit ihren Workshops dafür ein, dass mit der Einteilung in Frauen- und Männerberufe gebrochen wird und mehr Männer ermutigt werden, sich für Sozial- und Erziehungsberufe zu entscheiden.
Wie sie ihre Idee entwickelt haben und welche Hindernisse sich speziell Männern in dieser Domäne auftun, könnt ihr hier nachlesen.
Wie kam euch die Idee und was macht ihr genau?
Welchen Beruf du später mal hast und welche Ausbildung du dafür machst, hängt ganz stark davon ab, ob du eine Frau oder ein Mann bist. In unserer Gesellschaft gibt es Berufe, die als klassische Männer- oder Frauenberufe gesehen werden und wir sind schon länger der Überzeugung, dass das absoluter Blödsinn ist. Die Corona-Krise hat nochmal drängender gezeigt, wie sehr unsere Gesellschaft Pfleger und Pflegerinnen, Lehrerinnen und Lehrer und Menschen, die sich gegeneinseitig unterstützen und helfen, brauchen und dass wir auf alle engagierten Menschen angewiesen sind.
Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, mehr Männer für den Zivildienst und in weiterer Folge über Pflege – Sozial und Erziehungsberufe zu informieren. Wir entwickeln und halten Workshops. Wir bereiten Informationen auf und vernetzen die richtigen Leute. Von uns ausgebildete Vortragende gehen in Schulen, Jugendzentren und andere soziale Einrichtungen und bieten Informationen und persönliche Erfahrungen an, um mit jungen Männern gemeinsam über die Vielfältigkeit von Berufen in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Erziehung zu reden.
Wer sind eure Role Models?
Unsere großen Vorbilder sind Männer, die auf gesellschaftliche Rollenbilder pfeifen und den Job machen, der ihnen richtig Spaß macht. Egal ob das Pfleger, Kindergärtner, Altenbetreuer oder Sozialarbeiter ist.
Was bereitet euch im Moment schlaflose Nächte?
Die Zukunftsaussichten. Wenn sich nicht bald was ändert und wir jungen Männern verständlich machen können wie wichtig und sinnvoll soziale Berufe sind, haben wir bald als gesamte Gesellschaft ein großes Problem.
Wie verschafft ihr euch Ausgleich?
Sport, Yoga, tief durchatmen, mit dem Pferd im Wald spazieren gehen, gscheite und weniger gscheite Bücher lesen, gemeinsam philosophieren und große Pläne schmieden
Welchen Impact hat euer Projekt auf euer Umfeld?
Wir brechen klassische Rollenbilder auf und möchten was verändern! Wir richten Aufmerksamkeit auf ein Thema, das in unserer Gesellschaft selten hinterfragt wird. Am Ende des Tages wollen wir, dass jeder und jede den eigenen Traumjob hat, egal was andere dazu sagen. Study your dream, not your gender!
Welche Hindernisse begegnen speziell Männer in diesem Bereich?
Auf der einen Seite fehlt es an gut aufbereiteten Infos für junge Männer, welche Möglichkeiten es überhaupt im Bereich der Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsberufe gibt. Es fehlt an Vorbildern und Berater*innen. Es fehlt an Männern, die von ihrer Arbeit als Zivildiener erzählen und andere dafür begeistern können.
Andererseits gibt es noch immer Vorurteile, welche Berufe ein Mann und welche Berufe eine Frau zu ergreifen hat. Damit zu brechen und eine andere Richtung als Familie und Freunde einzuschlagen ist oft schwer.
Könnt ihr uns den Begriff Caring Masculinity erläutern?
Caring Masculinity ist ein neuer Gegenentwürfe zu veralterten Rollenbildern. Caring leitet sich aus den sogenannten Care-Berufen ab, die wir als Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsberufe definieren. Diese erstrecken sich von Pflegeberufen über Lehrer, Tagesväter, Kindergärtner, Zivildiener über Sozial- und Elementarpädagogen, Sozialarbeiter und noch viele mehr. Die caring masculinity zeichnet sich dadurch aus, dass Männer sich ihrer Rolle als positives Vorbild für junge Männer bewusstwerden. Wenn mehr Männer zum Beispiel als Lehrer oder Kindergärtner arbeiten, bekommen Kinder und Jugendliche schon ganz früh ein positives Bild, wie man auch männlich sein kann, ohne die klassischen Hollywood-beeinflussten Stereotypen zu bedienen. Männer sind genauso fürsorglich, sozial und kümmern sich um andere, nur sieht man das viel zu selten. Diese Vorbildwirkung und Verantwortung zu erkennen und diese anzunehmen gehört auch zu caring masculinity dazu.