Interview mit Ungleich Besser – Kollektiv für Diversität und Inklusion (Finalist 2020)
Diversität steht im Mittelpunkt von Sophies und Fides Projekt. Mit „Ungleich besser – dem Kollektiv für Diversität und Inklusion“ wollen sie Expert*innen aus genau diesem Bereich vernetzen, um auch größere […]
Diversität steht im Mittelpunkt von Sophies und Fides Projekt. Mit „Ungleich besser – dem Kollektiv für Diversität und Inklusion“ wollen sie Expert*innen aus genau diesem Bereich vernetzen, um auch größere Projekte umsetzbar zu machen und insbesondere Diversität weiter zu fördern. Hier könnt ihr nachlesen wie sie ihre Idee zu diesem Projekt entwickelt haben und ob sie sich in naher Zukunft eine gleichgestellte Welt vorstellen können.
Wie kam euch die Idee und was macht ihr genau?
Wir kennen uns durch unsere gemeinsame Arbeit für das Europäische Forum Alpbach und die Frauendomäne – Datenbank für Expert*innen (www.frauendomaene.at). Sophie Rendl (links im Bild) ist eine der CO-Gründerinnen der Frauendomäne und Fides Raffel (rechts) ist Vorstandsmitglied.
Unser Ziel mit der Frauendomäne war es ursprünglich, weibliche Kompetenz sichtbar zu machen, um dem Argument „Wir haben keine qualifizierte Frau* gefunden“ etwas entgegenzusetzen. Wir haben von Anfang an jedoch die Ansicht vertreten, dass Sichtbarkeit alleine nicht ausreicht, um das strukturelle Problem der Ungleichheit zu lösen und dass sich die gesellschaftlichen, beruflichen und sozialen Rahmenbedingungen grundlegend ändern und vor allem für alle Menschen gleichermaßen öffnen müssen.
Auf diesem Weg haben wir viele gleichgesinnte Menschen kennengelernt, die sich mit dem Thema “Diversität” schon seit Jahren beschäftigen. Sei es als Verein, Unternehmensberater*innen, Gender- und Diversitymanager*innen oder als NGO, die oftmals allein und mit begrenzten Ressourcen diese wichtige Arbeit machen. Diversität wird von immer mehr Unternehmen als Chance und als Wettbewerbsvorteil begriffen, doch sie benötigen bei der internen Umsetzung oftmals externe Hilfe durch die oben genannten Expert*innen. Das große Problem ist, dass sie jedoch allein nicht all diese Hilfe zur Verfügung stellen können, die von den Unternehmen nachgefragt wird.
Wir möchten mit „Ungleich besser – dem Kollektiv für Diversität und Inklusion“ eine Plattform schaffen, um diese Expert*innen zu vernetzen, ihre Kräfte und ihr Wissen bündeln und mit den notwendigen Ressourcen auszustatten, damit sie größere und strukturelle Projekte gemeinsam umsetzen können. Somit erreichen wir alle gemeinsam das Ziel, Diversität in Österreich und in der Welt weiter zu fördern und zu stärken und vor allem Diversität als großes Ganzes und insbesondere intersektional zu sehen.
Wer sind eure Role Models?
Unsere Role Models sind alle Vereine, NGOs und Einzelpersonen, die sich für die Menschen in unserer Gesellschaft einsetzen, die nicht mitgedacht werden und weniger sichtbar sind.
Was bereitet euch im Moment schlaflose Nächte?
Die Endlosigkeit der to-do-Listen.
Wie verschafft ihr euch Ausgleich?
Indem wir gezielt Abende mit Freund*innen damit verbringen, NICHT an den nächsten Tag zu denken.
Welchen Impact hat eurer Projekt auf euer Umfeld?
Diversität und Inklusion sind etwas, das im Kleinen wie im Großen einen Unterschied machen kann.
Wann werden wir eine gleichgestellte Gesellschaft erleben?
Das zentrale Problem ist, dass unsere Gesellschaft geschichtlich bedingt durch maskuline Normen geprägt ist. Aufgrund dieser Selbstverständlichkeit wird von vielen Menschen nicht die Notwendigkeit einer Umverteilung von Macht und Geld und einer Chancengerechtigkeit gesehen. Spricht man über die Beseitigung von Ungleichbehandlung, spricht man stets auch über die Abgabe von Privilegien. Unsere Gesellschaft ist so aufgebaut, dass sie mit den Bedürfnissen einer homogenen Gruppe, sei es in Hinblick auf Geschlecht, Herkunft, Alter, sozialen Status etc., kongruent ist. Diese Gruppe hat gleichzeitig sehr viel Einfluss auf die Änderung des Status Quo, zum Beispiel durch Gesetze, Kapital, Macht oder eben durch die Abgabe der Privilegien, die mit einer bestimmten Position einhergehen.
Gleichstellung kann unserer Ansicht nach außerdem nur intersektional erfolgen. Wenn die gleichgestellte Gesellschaft angestrebt wird, so muss das für jeden Menschen geschehen und es müssen ALLE bei ALLEN Schritten mitgedacht werden.
Die genannten Probleme sind ziemlich fest verankert und es braucht viel Kraft, um sie zu lösen. Wir denken also, dass wir das in diesem Tempo nicht so schnell erleben werden.